Unser Archiv gleicht einem Ozean aus Papier, Zelluloid und digitalen Speicherblöcken, in dem sich die unterschiedlichsten Zeugnisse des Ronsdorfer Lebens tummeln. Von Kirchengemeindebriefen des 18. Jahrhunderts über Schulhefte aus der Kaiserzeit bis hin zu Protestplakaten der Achtziger bewahren wir jedes Objekt mit derselben Hingabe, weil es als Puzzlestück einer vielstimmigen Stadtgeschichte fungiert. Der klimatisierte Magazinraum im Untergeschoss schützt empfindliche Pergamenturkunden vor Feuchtigkeit, während im Obergeschoss ein modernes Digitallabor rund um die Uhr Kleinbildnegative scannt und Metadaten generiert. Unser Prinzip ist einfach: Was einmal Teil des Gedächtnisses war, darf nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb restaurieren wir Bücher mit gebrochenem Rücken, entmagnetisieren Tonbänder und pflegen ein Farbfächer‑System, um fade Bilder digital zu korrigieren, ohne ihre Authentizität zu verfälschen.
Dank Fördermitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnten wir in den letzten Jahren eine Open‑Access‑Plattform aufbauen, welche die wichtigsten Bestände kostenlos im Netz zugänglich macht. Nutzerinnen tippen einen Suchbegriff ein und erhalten Sekunden später hochauflösende Scans, Transkriptionen und – falls vorhanden – Zeitzeugen‑Audio. Dieser Service wird nicht nur von Heimatforscherinnen genutzt, sondern auch von internationalen Universitäten, die Ronsdorf als Fallstudie für Globalisierung von Kleinindustrien heranziehen. Besonderen Wert legen wir darauf, dass Datensätze eine Creative‑Commons‑Lizenz tragen, damit Museen, Theatergruppen und private Blogger frei damit arbeiten können. Auf diese Weise lebt das Material weiter, wandert in Ausstellungen, Podcasts oder Graphic Novels und bekommt immer neue Bedeutungsebenen.
Doch ein Archiv ist nur so lebendig wie die Menschen, die es füttern. Darum veranstalten wir regelmäßig Sammelwochen, in denen wir gezielt nach Objekten zu bestimmten Themen suchen. Letzten Herbst etwa standen „Freizeit und Vergnügen“ im Mittelpunkt, und plötzlich stapelten sich Eisportionierer aus den Sechzigern neben Eintrittskarten des legendären Straßenbahndepots. Jeder Fund löst ein Kettenreaktion aus: Eine ehemalige Verkäuferin erinnert sich an ihr erstes Gehalt, ein Rentner kramt Tanzschuhe hervor, und eine junge Bloggerin recherchiert die Geschichte des ersten Kinos. All diese Impulse fließen zurück in unser Archiv und bilden einen Kreislauf, der Wissensdurst erzeugt und stillt. Wer selbst etwas beitragen möchte, findet auf unserer Webseite ein einfaches Formular, mit dem Bilddateien hochgeladen oder Abgabetermine vereinbart werden können. So verwandelt sich das Archiv in einen offenen Treffpunkt, der gestern, heute und morgen miteinander verknüpft.